Intensive Tage in Rumänien

Blick auf die Umgebung des Kinderheims Casa Ray

Am 19. Juli ging es mit rund 20 Minuten Verspätung mit Austrian Airlines los in Richtung Iasi, Rumänien. Ich hatte einen kurzen Zwischenstopp in Wien. Dort fielen zahlreiche Flüge aus, viele Flugreisende „strandeten“, da wichtige Computer nicht funktionierten. Mir wurde bewusst, wie „Wunder-voll“ mein Flug war! Gegen 16 Uhr trafen Matei und Madalina Gavril und ich uns in der Ankunftshalle in Iasi und umarmten uns erstmal, nachdem wir uns zwei Jahre nicht mehr persönlich – außer über Skype – gesehen hatten. Die Rückfahrt verlief gut, und so gegen 18:30 Uhr kamen wir in Dobreni beim Casa Ray an. Als wir auf den Hof fuhren, kamen sofort einige Kinder und begrüßten mich herzlich! Tata Mihai, dessen Gesundheitszustand weiterhin herausfordernd, jedoch etwas verbessert ist, begrüßte mich ebenfalls herzlich und umarmte mich erstmal kräftig.

Auch ein „verlassenes Küken“ schloss sich an und ließ sich von mir streicheln. Es wurde von seiner Mama-Henne verstoßen. Nun kümmern sich alle Kinder und Mitarbeiter um das kleine Wesen – wahrscheinlich auch, weil es „eines von ihnen“ ist. Das Gefühl von Verlassenheit kennen sie alle… Schon bald tappste das Küklein auch hinter mir laut piepend her, da es nicht alleine bleiben wollte. Nach dem Abendessen war ich ziemlich müde und ging schon bald zu Bett – mit lautstarkem Ventilator, da es extrem heiß und drückend war.Die Nacht war durchwachsen.

Aber für Müdigkeit ist im Casa Ray so gut wie kein Platz. Um 9 Uhr frühstückte ich mit Matei und Madalina. Wir redeten eine Weile, und dann mussten sie zur Beerdigung von Madalinas Opa fahren. So hatte ich den restlichen Tag einfach zu meiner freien Verfügung. Ich verbrachte viel Zeit mit den Kindern und konnte erleben, wie bei manchen die Hemmung, Englisch zu reden mehr und mehr verschwand. Sie sprachen mit „Händen und Füßen“ und suchten einfach meine Nähe. Wir saßen viel draußen, da es im Haus wegen der Hitze kaum auszuhalten war. In manchen Ecken ging noch etwas Wind, den wir ausgiebig genossen. Mit einem der älteren Jungs hatte ich ein sehr gutes Gespräch über den Glauben. Das hat mich sehr berührt.

Am frühen Nachmittag lernte ich Elena, die zukünftige Englisch-Nachhilfelehrerin, kennen. Sie ist eine sehr freundliche und ruhige Person und besitzt sogar einen Doktor in Geschichte! Ich kann mir gut vorstellen, dass sie den Kindern die nötigen Englischkenntnisse fundiert und freundlich näherbringen wird. Wir vereinbarten einen weiteren Termin für den Montagvormittag, zu dem sie auch ihre Unterrichtsmaterialien mitbringen wollte.

Am Abend traf ich nochmal kurz mit Matei und Madalina zusammen. Sie fuhren jedoch schon bald nach Hause, und ich ging – Ventilator an und Ohrenstöpsel rein – bald zu Bett.

Ein Junge hält ein Küken und lächelt in die Kamera.

Der nächste Tag war ein Sonntag, und die Kinder fuhren schon bald nach dem Frühstück zur Kirche. Sie sangen dort, wie so oft, Lieder vor. Ich blieb im Casa Ray, schaute mich im Haus um und kümmerte mich um das verwaiste Küken, das „flügel-ringend“ Anschluss suchte, und eine sehr kleine Katze, die sich der Kinderheim-Gemeinschaft vor einiger Zeit angeschlossen hat. Nach dem Mittagessen studierten einige Jugendlichen ein christliches Lied ein, das sie am Abend in einem Gottesdienst singen sollten. Sie waren mit sehr viel Freude dabei und berührten mein Herz. Während die Jugendlichen zum Gottesdienst fuhren, verbrachte ich im Hof Zeit mit den jüngeren Kindern, die zum Teil einfach nur neben mir sitzen und in den Arm genommen werden wollten. Natürlich waren Küken und Katze auch dabei.

 

Am Montagmorgen hatte es sich heftig abgekühlt – welch Wohltat! Nach dem Frühstück kam schon bald Elena mit ihrem Unterrichtsmaterial, das sie mir und Gavrils zeigte. Wir beschlossen, der Englisch-Nachhilfe eine Chance zu geben und zu schauen, ob vor allem die jüngeren Kinder durch Spiel und Spaß an das Thema herangeführt werden können (Projekt 2246). Bei einigen der Kinder ist eine mentale Beeinträchtigung vorhanden, so dass ihnen das Erlernen von Vokabeln und Grammatik einfach nicht gelingen will und sie in eine Verweigerungshaltung gehen.

Kurz nach dem Treffen kamen Bobi und Anuta Dolha (Leiter von „Reach Ministries“, USA) an. Da wir uns vor rund zwei Jahren schon einmal in Deutschland getroffen hatten, freuten wir uns, den Kontakt neu aufleben zu lassen. Wir aßen gemeinsam zu Mittag und sprachen ausführlich über die Arbeit im Casa Ray und so manche Zukunftsplanungen und Gedanken. Danach gingen wir hoch zum etwa 400 m entfernt liegenden „Casa Speranta“. Dort wurden und werden Gästezimmer hergerichtet, in denen nun auch Dolhas mit ihren beiden Teenager-Kindern untergebracht waren. Wir bestaunten den Fortschritt, der zum größten Teil in Eigenleistung erbracht wurde! Diese Räume können für Gäste genutzt werden, für Gruppen, Einzelreisende…. für Urlaub oder Auszeit inmitten der kleinen Farm, die sich auf dem Areal des Casa Speranta befindet, umgeben von Natur und nahegelegenen schönen Reisezielen, wie z.B. dem „Schwarzen See“, wo es zudem die leckersten Baumstriezel gibt! Den Abend verbrachten wir mit den Kindern. Alex, eines der „ehemaligen Casa Ray Kids“, der im Casa Speranta in einer kleinen Wohnung lebt und neben seinem Beruf als Krankenpfleger noch ehrenamtlich mitarbeitet, feierte seinen 28. Geburtstag. Er bekam eine Torte, die an alle verteilt wurde, und viele Ständchen.


Dienstagmorgen trafen Dolhas, Gavrils und ich uns zum Frühstück. Durch die vielen guten Gespräche zogen sich die Mahlzeiten immer sehr in die Länge. Matei und Madalina hatten einen wichtigen Termin wahrzunehmen, und wir Gäste verbrachten die Zeit mit den Kindern, dem Küken und der Katze. Am Abend trafen wir uns mit allen im „Büro“ zu einem Gebetsabend. Es wurden Lieder gesungen und über den Glauben gesprochen. Bobi hielt eine Andacht, und die Kinder nahmen mit großer Freude an den Gesprächen teil.

Ein Mann sitzt am Keyboard, mehrere Kinder und Jugendliche sitzen um ihn herum und singen

 

Danach war es schon wieder dran, dass wir uns von Dolhas verabschiedeten. Sie fuhren am nächsten Morgen zeitig wieder zurück zu ihrer rumänischen Familie. Und auch ich begann zu packen. Mein Flug sollte Mittwochnachmittag in Iasi starten.

Am Mittwochmorgen frühstückten wir ein letztes Mal gemeinsam und verbrachten eine kurze Zeit mit den Kindern. So gegen 13 Uhr fuhren Matei, Madalina und ich los in Richtung Iasi. Als wir uns verabschiedeten, konnte ich noch nicht ahnen, dass meine Rückreise spannend werden würde. Der Flug begann mit 40 Minuten Verspätung. Der Anschlussflug in Wien wurde um fast 2 Stunden verschoben wegen Unwettern, und abheben konnten wir gerade noch so, dass wir in Frankfurt vor dem Nachtflugverbot landen durften! Grund: ein defekter Bordcomputer, der ausgetauscht werden musste…. Anstelle 22 Uhr kam ich am nächsten Morgen gegen 2 Uhr wieder zuhause an. Müde, jedoch erfüllt von guten Eindrücken und der Sicherheit, dass die Unterstützung für das Casa Ray und das Casa Tatiana sehr wichtig und wertvoll ist!

Michaela Kuhlmann