Viele Menschen in Armenien leben in Wohnverhältnissen, die man sich in Deutschland kaum vorstellen kann. Selbst solche, die Arbeit haben, müssen zum Teil mit Häusern und Wohnungen vorliebnehmen, die so marode sind, dass es durch die Decke regnet, die keine richtigen Fenster haben oder bei denen die Versorgungsleitungen eine ständige Gefahr darstellen, weil sie offen liegen. Kälte, Schimmel, aber auch Insekten und Ratten sind ständige Mitbewohner der Armen. Es kommt vor, dass Eltern sich bei der Nachtwache abwechseln, um zu verhindern, dass die Ratten ihre Kinder anfressen. Unter den ungesunden Wohnbedingungen, verbunden mit unzureichender Ernährung und Kleidung, gedeihen Krankheiten, die häufig chronisch werden, denn auch Arztbesuche und Medikamente sind für die Betroffenen unerschwinglich.
Wenigstens einigen dieser vielen Familien wollte der Diaconia Charitable Fund helfen. Das Dorf der Hoffnung wurde geplant und 2001 von der armenischen Regierung bestätigt. Die Bauarbeiten begannen im Frühjahr 2002 am Stadtrand von Jerewan, was Arbeit und Brot für etliche Bauarbeiter und Handwerker bedeutete. Bereits im Jahr 2003 konnten die ersten 20 bedürftigen Familien solide und trockene Häuser beziehen. Die Nachfrage war groß, daher wurden die Familien in einem aufwendigen Verfahren durch eine Kommission aus DCF-Mitarbeitern, Vertretern des Bürgermeisters, des Sozialministeriums und des Ausschusses für humanitäre Fragen ausgewählt. Angesichts der schlimmen Not so vieler Familien fiel den zuständigen Mitarbeitern die Auswahl außerordentlich schwer.
Heute stehen im Dorf der Hoffnung 81 Wohnhäuser. Die Bewohner sind Familien, die aus mehreren Generationen bestehen können. Außerdem gibt es eine Arzt- und eine Zahnarztpraxis, die auch den Patenkindern offenstehen. Das Berufsausbildungszentrum und die zentrale Verwaltung des DCF befinden sich ebenfalls im Dorf. Zur Verwaltung gehört auch eine Halle, in der Hilfsgüter gelagert werden, unter anderem die Lebensmittel, mit denen die Patenkinder regelmäßig versorgt werden. Ein Bus verbindet das Dorf der Hoffnung mit der Stadt, um insbesondere den Kindern den Schulweg zu erleichtern.
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Familien im Dorf der Hoffnung – fünf Beispiele
Familie Hakob Dallakian – Hakob zog 1974 vom Dorf Ajgedzor in die Hauptstadt Jerewan um. Nach der Heirat wohnte er mit seiner Frau Anusch zur Miete. Als die vier Kinder geboren wurden, musste die Familie die Mietwohnung verlassen, weil sie angehäufte Mietschulden hatte. 2006 zog die Familie in eine verlassene Wellblech-Hütte, die sich neben einem Friedhof befand. Die Wohnbedingungen waren hier miserabel. Trotz der Schwierigkeiten brachte das Ehepaar 2010 ihr fünftes Kind zur Welt.
2013 wurde der Familie eine Fünfzimmerwohnung im Dorf der Hoffnung zur Verfügung gestellt. Die Schlüsselübergabe fand am 20. September statt. Die Feier war überaus bewegend. Die Freude und Dankbarkeit der Familie war hautnah zu spüren.
Familie Chatschatrian – Rasmik Chatschatrian und seine Frau Swetlana sind Rentner. Sie haben ein schweres Schicksal. Ihre zwei Söhne sind frühzeitig gestorben. Nach dem Verlust seiner Kinder verkaufte Rasmik 1992 wegen Schulden die Wohnung. Danach zog die Familie in eine Mietwohnung. Die Tochter Meline wohnte mit ihrem Mann und ihren zwei minderjährigen Söhnen mit den Eltern zusammen. Die Schwiegertochter war zu dieser Zeit nach Russland gefahren, für die Enkelin sorgte Swetlana.
2008 wurde der leidgeprüften Familie eine Vierzimmerwohnung im Dorf der Hoffnung zur Verfügung gestellt. Meline arbeitet jetzt im Kindergarten, ihr Mann betreibt einen Kleinhandel. Die Enkelin von Rasmik hat eine Hochschule für Fremdsprachen absolviert. Lange Zeit konnte sie keine Arbeit finden, momentan ist sie als Verkäuferin in einem Bekleidungsgeschäft tätig.
Familie Martirosian – Boris hat vier Kinder. Die Familie hat nie ein eigenes Haus gehabt. Sie stand auf der Warteliste, um eine Wohnung vom Staat zu bekommen. Boris ist Musiker. Er arbeitete einst als Dirigent eines Militärorchesters, er stimmte und reparierte Klaviere. Mit seinem Verdienst konnte er aber nicht genug Geld sparen, um eine Wohnung zu kaufen. Die eine Tochter ist geschieden und wohnte mit ihrem Kind bei den Eltern. Sie hatte ernste Probleme mit dem Herzen und wurde operiert. Der Sohn ist Sänger.
2008 wurde der Familie eine Vierzimmerwohnung mit einem kleinen Landstück zur Verfügung gestellt.
Familie Samwel Dallakian – Samwel hat seine Kindheit und Jugend in einem Bergdorf verbracht. Nach seiner Heirat zog das Ehepaar wegen der Krankheit der Tochter Hasmik in die Hauptstadt Jerewan. Hasmik litt an Asthma, die klimatischen Bedingungen in den Bergen waren für sie schwierig zu ertragen. Sie hatte stets Anfälle. Mit seiner Frau und seinen zwei Kindern wohnte Samwel in einer Mietwohnung, auf ca. 15 qm Fläche, fast 21 Jahre. Die Kinder wurden groß. Der Sohn Vardan absolvierte mit guten Leistungen die Hochschule und erhielt eine Anstellung im Innenministerium. Er heiratete, das Ehepaar bekam zwei Kinder.
Vardan hatte alle Voraussetzungen und Chancen, mit seiner Arbeit die Lebensumstände seiner Familie zu verbessern und ein sorgloses Alter seiner Eltern zu gewährleisten. Aber ein tragischer Unfall beendete das Leben des 28-Jährigen: Bei einem Kurzurlaub am weltberühmten armenischen Sewan-See fiel ihm bei Turnübungen eine Reckstange auf den Brustkorb. Er erlag den inneren Blutungen. Für Samwel und seine Frau war der Tod ihres Sohnes ein vernichtender Schlag. Sie wollten nicht mehr weiterleben. Nur die Sorge um ihre Kinder und Enkel ließ sie durchhalten.
2006 wurde der Familie eine Vierzimmerwohnung zur Verfügung gestellt. Für die Familie war dies ein Wunder. Heute wohnen sie alle in einem hellen freundlichen Haus mit einem kleinen Garten.
Familie Hakobian – Nach dem Tod seiner Frau Hasmik musste Stepan Hakobian alleine seine zwei minderjährigen Söhne versorgen, sowie seine betagten Eltern pflegen.
Stepans Frau war an Chorea Huntington erkrankt – eine fortschreitende Nervenkrankheit, die 2003 zum Tode führte. Die aufwendige Behandlung und teure Medikamente konnten das Schlimmste nicht verhindern. Um die Behandlungskosten zu decken, musste die Familie ihre Wohnung verkaufen. Sie verlor jeglichen Besitz. Die Suche nach einem sicheren Einkommen trieb sie ins Dorf Maralik.
Das Geld reichte nur, um dort eine baufällige Hütte zu mieten, in der Feuchtigkeit und Kälte den Alltag bestimmten. Stepan arbeitete als Lastträger, aber sein Verdienst reichte nicht einmal aus, um Lebensmittel zu bezahlen. Ein eigenes Haus war ein unerfüllbar erscheinender Wunschtraum.
Der Familie wurde 2006 eine Zweizimmerwohnung im Dorf der Hoffnung zur Verfügung gestellt. Der Einzug in das neue Haus, damit auch in ein neues Leben war ein Tag der grenzenlosen Freude. Trocken, sauber und hell – das ist mehr, als die Familie sich jemals vorstellen konnte. Im „Dorf der Hoffnung“ fand Stepan wieder Kraft und Zuversicht. Seine Söhne sind schon groß. Der Sohn Gor ist Vertragssoldat und dient in einer Luftdivision. Er ist verheiratet, 2012 wurde sein Sohn Stepan geboren. Das Kind trägt den Namen seines Großvaters. Stepans zweiter Sohn Narek arbeitet in einer Waschmittelfabrik als Fahrer.
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