Erste Begegnung mit meinem Patenkind in Armenien

Eine Frau hat den Arm um ein junges Mädchen gelegt; beide schauen in die Kamera

Mein Name ist Narina Karitzky und ich würde euch gerne an meinen tiefen Eindrücken vom Land Armenien und von der ersten Begegnung mit meinem Patenkind teilhaben lassen.

Das Land Armenien liegt mir besonders am Herzen. Und das nicht nur, weil ich selbst armenische Wurzeln habe.

Als ich vor ca. einem Jahr zum ersten Mal die Gelegenheit hatte, Armenien zu besuchen, spürte ich deutlich die Faszination dieses Landes. Hier kam einiges zusammen: der Eindruck vom warmen und gastfreundlichen Armenien, der zweiköpfige Ararat, der uns fast von überall zunickte, und die grandiose Stadt Jerewan, ihre Theater und Plätze, und vor allem die Menschen – ihr hitziges Temperament und ihre Liebe zum eigenen Land.

Die Hauptstadt Jerewan mit ihren gut angezogenen Menschen, schicken Autos, modernen Geschäften und überfüllten Restaurants, vermittelt den Eindruck des Wohlstandes. Aber außerhalb der Hauptstadt begegnet man einem anderen Armenien. Kaputte Straßen, schiefe Dächer, kleine heruntergekommene Häuser ohne Heizung und Wasser, in denen oft sieben- bis achtköpfige Familien unterhalb jeder Armutsgrenze zusammenleben. Arbeitslosigkeit und Armut sind die größten Hürden dieses Landes. All diese Eindrücke bewegten mich dazu zu helfen. So kam ich zu Amro e.V. und entschied mich für eine Anschlusspatenschaft für ein Mädchen namens Mariam.

Bald hatte ich die Möglichkeit, Mariam und ihre Mutter persönlich kennenzulernen. Angekommen im „Dorf der Hoffnung“ in der Nähe von Jerewan traf ich die beiden, die im Hauptgebäude bereits auf mich warteten. Sie saßen bescheiden in schwarzer Kleidung in einer Ecke. In ihren Augen konnte man unglaublich viel Dankbarkeit und Hoffnung erkennen. Mithilfe der Dolmetscherin Armine kamen wir ins Gespräch. Auf ihre kindliche Art erzählte Mariam über ihre beste Freundin Arewik, als sie plötzlich stockte, und Tränen flossen ihr aus den Augen. Arewik ist nämlich Mariams einzige Freundin, die zu ihr hält. Viele MitschülerInnen hänseln Mariam und machen sich über sie lustig, weil sie immer die gleichen Kleider trägt und aus sehr armen Verhältnissen stammt. So sieht man, unter welchem psychischen und sozialen Druck diese Kinder auch unter anderem stehen. Ich war froh, dass ich Mariam als Geschenk einige Kleider mitbringen konnte. Auch Mariams Mutter brach oft in Tränen aus. Sie ist eine starke Frau mit müdem Gesicht und vielen Sorgen um ihre Kinder. Da Mariams Vater eine Beeinträchtigung hat und nicht gehen kann, meistert sie allein den Haushalt und die Versorgung der Kinder.

„Ohne Patenschaft wüsste die Mutter nicht, was ihre Kinder essen sollen“, übersetzte die Dolmetscherin Armine.

Die Begegnung mit dem Patenkind ist etwas Besonderes und zeigt, wie lebenswichtig die Paten für solche Familien sind. Eine überschaubare Hilfe von uns bewirkt so viel dort vor Ort. In den Medien hören wir viel über Krieg, Armut und Not in anderen Ländern. Wir nehmen es hin, haken es ab und leben unser Leben weiter. Aber wie nahe geht einem doch der persönliche Kontakt mit einem Kind, dem man ganz konkret helfen kann.