Armenien befindet sich weiterhin in einer sehr schweren Situation. Zur Erinnerung: Aserbaidschan verlangt, nach der Niederlage Armeniens in dem Krieg sowie der ethnischen Säuberung Berg-Karabachs von allen Armeniern im Herbst des vergangenen Jahres, weiterhin inakzeptable Zugeständnisse Armeniens. Andernfalls droht der Autokrat Alijew mit Krieg. Insbesondere geht es um einen Korridor, den Aserbaidschan durch Armenien erhalten möchte, der aber außerhalb der Hoheit Armeniens stehen soll. Die internationale Gemeinschaft versucht zu vermitteln, doch da Aserbaidschan als Öl- und Gaslieferant ein wichtiger Partner der EU ist, tut sie dies nur halbherzig.
Der Ministerpräsident Armeniens, Nikol Paschinjan, wendet sich immer stärker dem Westen zu, was in Russland nicht gerne gesehen wird. Ein großer Teil der Bevölkerung fühlt sich von Russland verraten, da es Armenien trotz eines Verteidigungsbündnisses im Stich gelassen hat und stärkere freundschaftliche Beziehungen zu Aserbaidschan als zu Armenien unterhält. Um einen Krieg zu vermeiden, hat Armenien nun mit der Festlegung der Grenzen zu Aserbaidschan begonnen. Dabei werden strategisch wichtige Positionen aufgegeben, welches Armenien noch weiter schwächt. Denn es gibt keine Sicherheitsgarantien seitens Baku, und die Forderungen nach mehr armenischem Land werden immer lauter. Alijew verfolgt eine klare Strategie, wonach ganz Armenien historisch Aserbaidschan sei und sie in ihre alte „Heimat“ zurückkehren würden. Laut Umfragen in Aserbaidschan glauben dort 55 % der Menschen, dass sie in den kommenden fünf Jahren nach „Westaserbaidschan“, wie Armenien dort genannt wird, „zurückkehren“ werden.
Der Unmut über den Kurs Paschinjans in der Bevölkerung ist groß. Unter der Führung des Priesters Bagrat Galstanjan begannen Demonstrationen gegen die Regierung, Aktionen zivilen Ungehorsams werden durchgeführt, Studenten streiken, Straßen werden blockiert. Ob dies zum Rücktritt des immer unbeliebteren Paschinjan führen wird, bleibt abzuwarten. Indes ist die Lage der Flüchtlinge weiterhin schwierig. Neben den erlittenen Traumata, Verlusten von Angehörigen, der Heimat, der Arbeit, müssen sie sich nun in Armenien zurechtfinden. Die Unterkunftsfrage bleibt nach wie vor für viele ungeklärt; es ist schwierig, eine Arbeit zu finden, und die seelischen Wunden sind tief.
Dabei ist die Lage vieler Menschen in Armenien ebenfalls nicht einfach. Verlässt man das glitzernde Jerewan, welches die Armut der Menschen gut verbergen kann, sieht man in den dörflichen Regionen viel Not. Diese Zeit stellt auch für uns als Hilfswerk eine große Herausforderung dar. Seit dem Krieg vor nunmehr fast vier Jahren arbeiten wir unter starker Anspannung, um unserem Volk beizustehen.
Wir danken unseren Freunden von AMRO, dass Ihr uns in diesem Dienst unterstützt und durch Eure Gebete und Gaben immer wieder neu Mut macht.
Es grüßt Euch aus Armenien
Das DCF-Team