Zur aktuellen Lage Armeniens

Ein Bergdorf im Nordosten Armeniens

Liebe Freunde,

Armenien steht gegenwärtig an einem Scheideweg – politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich.

Die jüngsten Entwicklungen mit Aserbaidschan prägen das Klima. Im August wurde in Washington eine Absichtserklärung zur Realisierung eines Friedensvertrages unterzeichnet und gleichzeitig vereinbart, dass ein Korridor von Aserbaidschan nach Nachichevan und dadurch zurTürkei durch die armenische Region Sjunik gebaut werden soll, welche für 99 Jahre unter amerikanischer Verwaltung stehen soll. Dies würde die Verwirklichung eines alternativen Transportweges zwischen Asien und Europa unter Umgehung Russlands ermöglichen.Vorerst scheint dadurch eine Invasion Armeniens durch Aserbaidschan abgewendet zu sein. Langfristig jedoch besteht große Sorge, dass Armenien durch diesen Korridor seine Souveränität verlieren wird.

Ein Friedensvertrag mag diplomatisch wünschenswert sein, doch wenn er zu einseitigen Zugeständnissen führt, oder ohne breite Zustimmung umgesetzt wird, kann er neue gesellschaftliche oder politische Konflikte auslösen, insbesondere, da Aserbaidschan weiterhin Anspruch auf große Teile Armeniens erhebt und Druck ausübt.

In weiten Teilen der Bevölkerung herrscht eine Unsicherheit gegenüber faktisch allen Bereichen des Lebens.

Die Integration der Vertriebenen aus Karabach, deren Versorgung, Wohnraum und Beschäftigung sind weiterhin nicht vollständig gesichert.

Und somit ergibt sich ein zwiespältiges Bild. Auf der einen Seite unendlich viele Fragen und eine reale Bedrohung, auf der anderen Seite durchaus wirtschaftliches Wachstum in Kernbereichen wie dem IT-Sektor undTourismus.

All dies prägt auch unsere Arbeit mit den Menschen. In vielen Gesprächen erfahren wir die Sorgen und Nöte, die Herausforderungen, mit denen sie tagtäglich konfrontiert sind. Umso dankbarer sind wir für die Möglichkeit, die Sie, liebe Spender, uns geben, unserem Volk tatkräftig und zielgerichtet zu helfen.

Gott segne Sie dafür.

Baru Jambazian, Leiter DCF Armenien