Wenn Kinderträume zerplatzen…

Ein kleiner Junge hält ein selbstgemaltes Bild hoch

Mikajel (6) erzählt: „Ich komme aus Stepanakert. Das ist die Hauptstadt von Arzach. Hier war mein Zuhause, wo ich mit meinen Eltern und Großeltern lebte. Ich hatte viele Freunde, habe Spielzeugautos gesammelt und bin gerne mit meinem Fahrrad gefahren. Anfang September 2023 wurde ich eingeschult. Darauf hatte ich mich schon lange gefreut. Bereits nach wenigen Tagen hat sich durch einen furchtbaren Krieg mein ganzes Leben verändert. Wir mussten unsere Heimat verlassen. Zum Packen blieb weder Zeit noch Kraft. Alles mussten wir zurücklassen. Seitdem leben wir ständig in unterschiedlichen Wohnungen in Armenien. In einem Camp, das für uns Flüchtlingskinder organisiert wurde, wurden wir liebevoll versorgt. Jeder durfte erzählen, was er erlebt hat und wovon er träumt. Ich träume davon, mal ein Fußballspieler zu werden. Im Lager gab es eine Wand mit Flaggen verschiedener Länder. Diese Flaggen kenne ich schon alle und weiß, wo die Länder auf der Karte zu finden sind. Wenn von draußen Lärm kommt, habe ich immer Angst, weil mich das an den Krieg erinnert. Ich habe Angst, dass mich jemand töten will.“

Zwei Jungen sitzen an einem Tisch und machen Hausaufgaben
 

Artur (13) und sein Bruder Arayik (11) wurden mit ihrer Mutter vor drei Jahren schon einmal aus ihrer Heimatstadt Stepanakert vertrieben. Ihr Vater blieb damals als Soldat zurück. Wie froh waren sie, als sie wieder nach Hause konnten. Im September 2023 mussten sie nun endgültig ihre Heimat verlassen. Sie haben nicht mal mehr Betten, in denen sie schlafen können. Vor allem vermissen die Jungs ihre Freunde. Wenn sie könnten, würden sie eine Möglichkeit schaffen, wieder zurückzukehren. Artur malt immer wieder die Arzach-Flagge und schreibt die Namen seiner Freunde auf Papier, um sie nicht zu vergessen. Er möchte sie so gern wiederfinden und zusammen mit ihnen zur Schule gehen. Nicht einmal ihre Spiele, Taschen und Bücher konnten die Kinder mitnehmen, weil es für solche Dinge keinen Platz gab. Hauptsache, das Leben der Familie konnte gerettet werden. Da ist man einfach nur noch dankbar für so viele helfende Menschen.