Wie Flüchtlingen aus Arzach geholfen wird

Herzlichen Dank für Ihre bisherigen Spenden für die Flüchtlinge aus Arzach! Anna Jambazian von unserer Partnerorganisation Diaconia Charitable Fund sandte uns diesen Bericht über die Verwendung der Gelder:

Liebe Freunde, heute (10. Oktober 2023) sind es fast 24 Tage nach dem Tag, wo die ersten vertriebenen Familien durch den Latschin-Korridor in der Sjunik-Region in Armenien ankamen: kraftlos, irritiert, traurig, hungrig, geschockt. Ihre erste Station war im Grenzdorf Kornidzor, wo sie empfangen wurden. Die ersten Eindrücke waren erschütternd. Keines der Kinder der hunderten Familien weinte. Ob Erwachsene oder Kinder, alle waren still: Ungewissheit hing in der Luft.

Das Hilfswerk AMRO hat sehr schnell und zielorientiert reagiert: Wir müssen diesen Menschen beistehen, soweit es möglich ist.

Heute möchten wir Ihnen unseren ersten Bericht senden.

Kurz nach der Flucht haben 150 vertriebene Familien im Gebäude des Kindercamps in Hankawan Obdach gefunden. Das Gelände gehört der Kirche „Christen des Evangelischen Glaubens“. Es befindet sich im Dorf Hankawan, Kotajk-Region, 95 km von der Stadt Jerewan und 284 km von der Stadt Goris entfernt.

Diesen Familien wurde für den Weg Kornidzor-Goris-Jerewan-Hankawan Benzin zur Verfügung gestellt. Nachher sind sie mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Bettwäsche versorgt worden. Es wurden dazu noch elektrische Heizkörper, Wasserkocher, Bügeleisen und Waschmaschinen besorgt.

Hier erzählen wir über einige vertriebene Familien:

Eine alte Frau und zwei Männer sitzen auf ihren Betten in einem kleinen Zimmer

Julietta Sargsjan (83) ist mit ihren beiden Söhnen Furman (43) und Andranik (50) in Hankawan. Die Familie hat mit einem Lastwagen eines Nachbarn Armenien erreicht. Frau Julietta lebt mit ihren Söhnen in einem Schlafzimmer in Hankawan. Sie ist für diese Möglichkeit dankbar. Als sie mich umarmte, flüsterte sie: „Alles was passiert, ist das Los der Menschen. Es gibt Gott im Himmel!“

Anna Jambazian spricht mit einem älteren Jungen in einem gelben Pullover

Der 16-jährige Daniel hat den Wagen des Nachbarn selbst gefahren. Mit ihm im Auto waren sein Opa, seine beiden Brüder und seine älteste Schwester, dazu noch die Sachen des Nachbarn. Das war ein alter Lada 07, ein Auto aus der Sowjetzeit. Den eigenen Wagen der Familie hat sein Vater selbst gefahren, im Auto saßen die Eltern, die beiden Schwestern, der ältere Bruder, die Oma und ihre Sachen. Zwei volle Tage war man unterwegs. An einer Stelle hatte man kein Benzin mehr, da musste man einen ganzen Tag warten, hungrig. Daniel ist sehr optimistisch eingestellt, wirklich erstaunlich positiv und munter. „Ich möchte jetzt an nichts Schlechtes denken. Ich werde versuchen, meine Freunde zu finden. Ich weiß noch nicht, wo wir leben werden, aber ich werde für meine Familie ein Haus bauen, damit wir fröhlich und in Frieden leben.”

Anna Jambazian spricht mit einem kleinen Jungen in einer dunklen Jacke

Mit einem sowjetischen UAZ Kleinbus ist der sechsjährige Aschot mit seiner großen Familie nach Armenien gekommen, bis nach Hankawan. Sie waren mehrere Tage unterwegs. Die Mutter von Beglar Frau Heghine (41) zählt die Kinder auf: Mariana (19), Meline (17), Mowses (13), Artur (11), Knar (9), Beglar (8), Aschot (6). Die Familie hat im Dorf Tomi, Hadrut-Region, alle ihre Nutztiere – Schafe Hühner, Gänse, ihren geliebten Hund und den Gemüsegarten zurücklassen müssen. Die Kinder essen gerne Bohnen. Aschot erzählt: „Ich mag Bohnen sehr, meine Mama pflanzt jedes Jahr Bohnen an. Auch dieses Jahr werde ich mit ihr Bohnen sammeln, wenn wir ins Dorf fahren. Mit meinem Vater werde ich die frischen Bohnen in den Sack packen und nach Hause bringen“. Der Familienvater Samwel (50) senkt den Kopf: Er hat den Kindern noch nicht gesagt, dass es keine Rückkehr geben wird, dass man weder ein Haus, noch Bohnen hat…

Ein älterer Mann hält einen kleinen Jungen an der Hand

Bruder Grischa, der für die Gemeinde die Arbeit mit den Flüchtlingen koordiniert, unterhält sich abends mit allen Familien, man liest mit den Kindern in der Bibel, es gibt jeden Tag zwei Gottesdienste und Bibelarbeiten. „Seelennahrung ist das Wichtigste, vergessen Sie das bitte nicht.“

Diese Menschen sind entschlossen: wo sie auch hingehen, werden sie einander finden, sich helfen und unterstützen. Sie finden ihren Halt und ihren Trost in Gott, auch wenn der morgige Tag ungewiss ist.

In diesen Tagen werden in unseren Lagerräumen weitere Pakete verpackt mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln, warmen Decken und Bettwäschen, für hunderte weitere Flüchtlingsfamilien.

Wenn Sie den Flüchtlingen helfen möchten, spenden Sie bitte für das Projekt 1247. Herzlichen Dank!

ALTRUJA-BUTTON-E6TI