Reisebericht eines Paten

Herr Gerd Beyer unterstützt bereits seit 2014 Kinder in Armenien durch Patenschaften. Im Herbst 2021 besuchte er wieder einmal das Land und stellte uns dankenswerterweise seinen Bericht zur Verfügung, der zuerst im Gemeindebrief der Evangelischen Kirchengemeinde Prenzlauer Berg Nord (Berlin) erschienen war.

Ich war jetzt im Herbst 15 Tage in Armenien, habe meine Patenkinderfamilien und viele andere, oft traumatisierte, Familien besucht. Ich habe viel Leid gesehen, eine übervolle Kathedrale mit einem zweieinhalbstündigen Gottesdienst miterlebt, die Angst in der Bevölkerung gespürt. Im Grenzgebiet zu Aserbaidschan habe ich mit einem armenischen Grenzoffizier gesprochen, der mit seinen Kameraden sein Dorf vor aserbaidschanischen Angriffen beschützt.

Es geht um die Existenz eines ganzen Volkes

Das armenische Volk leidet stark an den Kriegsfolgen von 2020; wozu Wolfram Weimer am 17. 11. 2020 auf ntv schrieb: »Die Türkei und Aserbaidschan gewinnen einen Überfallkrieg gegen Armenien. Ein islamischer Zangengriff soll den ältesten christlichen Staat der Welt treffen. Die beiden Despoten Erdogan und Alijew jubeln. Der Westen schaut weg. Nur Russland kam Armenien halbherzig zur Hilfe, erzwang wenigstens den jetzigen Waffenstillstand und schickt nun Friedens-Schutztruppen an die Front«.

Alles erscheint etwas undurchsichtig

Meine Reiseleiterin sagte mir: »Ich liebe das russische Volk, aber weniger deren Regierung wegen des ZickZack-Kurses in der Kaukasuspolitik«. Der russische Präsident Putin wirbt gegenwärtig mit Zugeständnissen an Aserbaidschan zu Ungunsten der Armenier, um zu verhindern, dass Aserbaidschan in die NATO »abdriftet«. China ist jetzt mit einer großen Botschaft und Schule neben Russland und dem Iran der dritte »Mitspieler« in Armenien geworden, und man hat Grund zu Befürchtungen, dass hier das Schicksal eines Volkes zum Spielball von Großmachtinteressen wird.

Mein Wunsch ist es, unseren armenischen christlichen Schwestern und Brüdern unsere volle Solidarität und Hilfe zu geben in Wort und Tat. Was können wir neben beten tun? Diaconia [Charitable Fund] kooperiert mit dem deutschen christlichen Verein AMRO e.V. und vermittelt Patenkinder. Auch Hilfsprojekte zur Unterstützung armer Menschen werden angeboten. Wer Kontakt zur Politik hat, sollte politische Ethik und politischen Mut einfordern.

Packen wir es an, lassen wir unsere armenischen Schwestern und Brüder in ihrer Not nicht alleine. Ich werde den Kontakt zu einem dritten Patenkind (das Mädchen vom Foto) aufbauen, deren Vater seit elf Monaten vermisst ist. Das zweite Kind (auf dem Foto) wartet noch auf einen Paten. Diese Familie mit ihrer seelischen Tragödie ist hier in Armenien nach dem Krieg gegen das armenische Volk von 2020 leider kein Einzelfall. Bitte helfen Sie, wenn Sie können.