Der Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan ist vorbei. Unter der Mitwirkung Russlands wurde von beiden Seiten ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet. Der Inhalt stößt jedoch in Armenien auf Widerstand, da er ausschließlich die Interessen Aserbaidschans vertritt. Die getroffene Übereinkunft wird zwar abgelehnt, jedoch als Tatsache akzeptiert. Ein Teil der Bevölkerung Armeniens macht ihrem Unmut Luft, und die Gefahr eines Bürgerkriegs steigt von Tag zu Tag.
Nach wochenlangen Kämpfen um Arzach, die auf Seiten Armeniens rund 2500 Soldaten das Leben kosteten, steht das Land vor großen fnanziellen und medizinischen Herausforderungen. Neben den Soldaten verloren auch viele Zivilisten ihr Leben, und es werden noch unzählig viele Soldaten vermisst. Es scheint so, als hätte eine ganze Generation von jungen Männern im Kampf um Arzach ihr Leben verloren; fast jede Familie hat – im nahen oder erweiterten Umfeld – mindestens einen Verlust zu beklagen.
Noch ist unklar, wie es weitergeht. Russische Friedenstruppen sind bereits vor Ort und sichern die Einhaltung des Waffenstillstands. Aserbaidschan hat dennoch in Arzach damit begonnen, Heiligtümer und Kulturschätze zu zerstören. Und zehn Armenier sind bei der Durchführung einer Hilfslieferung auf dem Weg nach Arzach verschwunden.
Innenpolitisch gibt es zwei große Lager. Ein Teil unterstützt Präsident Nikol Pashinyan, der andere fordert seinen Rücktritt und schreckt auch vor Auseinandersetzungen nicht zurück. Eine große Herausforderung stellen zudem Tausende von Flüchtlingen dar, die in Zentralarmenien Zuflucht gesucht haben. Ihre Heimat wurde zerstört, ihre Rückkehr dorthin ist dementsprechend fraglich. Zudem gibt es unzählige verwundete Soldaten mit Verletzungen, die eine lange Rehabilitation nach sich ziehen. Durch Splitterverletzungen verloren viele von ihnen Gliedmaßen, was sie für den Rest ihres Lebens beeinträchtigt. Um ihnen effektiv helfen zu können, muss im Land ein neues Rehabilitationszentrum errichtet werden.
Auch die Corona-Pandemie hält das Land fest im Griff. Jeder 2. Test ist positiv, und rund 700 Patienten warten zurzeit auf ein freies Bett, um angemessen behandelt werden zu können. Diese Betten werden jedoch zurzeit hauptsächlich für die vielen Verwundeten benötigt. In der nächsten Zeit werden weitere Verhandlungen zwischen Armenien und Aserbaidschan laufen. Inwieweit diese zu einer Verbesserung im Land beitragen werden, ist jedoch nicht absehbar. Bis dahin wird AMRO e.V. so gut wie möglich dabei helfen, Flüchtlinge mit dem Nötigsten zu versorgen und in Armenien einzugliedern.
Das Land braucht Ihr Gebet, damit die Verluste betrauert werden und die inneren Wunden heilen können. Zusätzlich braucht es auch materielle Unterstützung, um den traumatisierten Menschen angemessen helfen zu können.
Danke für Ihre Mithilfe und Ihr überwältigendes Interesse!