Gohar Keschischoghlijan war von 2002 bis 2019 Patenkind beim „Diaconia Charitable Fund“ (DCF). Heute arbeitet sie ehrenamtlich als Koordinatorin der Freiwilligenarbeit des DCF.
Ich durfte Teil der großen DCF-Familie werden. Ohne sie könnte ich mir mein Leben nicht mehr vorstellen.
Ich wurde im März 1998 in eine liebevolle und sehr arme Familie hineingeboren. Mit knapp fünf Jahren wurde ich ins Patenschaftsprogramm des DCF aufgenommen. Arus Manrikjan, die zuständige Mitarbeiterin, ist mir mit ihrer Willensstärke und ihren klaren blauen Augen in Erinnerung geblieben.
Da wir in relativer Nähe zum Hilfswerk wohnten, ging meine Mutter jeden Monat zu Fuß dort hin, um das für sie oft zu schwere Lebensmittelpaket abzuholen. Meistens hatte sie danach tagelang Rückenschmerzen. Diese Abholungen brachten sie immer zum Lächeln, auch wenn unser Alltag mit seinen Schwierigkeiten oft nur schwer zu bewältigen war. Als ich noch klein war, schämte ich mich dafür, dass wir Hilfe bekamen und sprach mit niemandem darüber. Umso wichtiger war es mir, fleißig zu lernen und meiner Mutter zu helfen.
Es war stets ein „Feiertag“, wenn wir einen Anruf bekamen, in dem uns mitgeteilt wurde, dass meine Patin mir ein Geschenk ermöglicht hatte! Wenn es Weihnachtsgeschenke gab, war das für mich die beste Zeit des Jahres. Ich wusste immer, dass ich auch Spielsachen bekommen würde. Das schönste Geschenk war stets eine Puppe. Egal wann ich gefragt wurde, was ich mir wünsche, ich antwortete spontan: „Eine Puppe!“ Jedoch waren alle Geschenke immer liebevoll und passend ausgewählt. Sowohl für mich, als auch für alle anderen Patenkinder. Ich konnte kaum fassen, dass ich, für mich alleine, so schöne Sachen bekam!
Meine Eltern lehrten mich, für alles dankbar zu sein. So klagte ich auch nicht, wenn ich abgelegte Kleidung von anderen tragen musste. Zu Beginn des Schuljahres, im September, erhielt ich jedoch immer neue Kleidung, Schuhe und Schulmaterial. Die Freude darüber kann ich nicht in Worte fassen! Ich zog diese Kleidung sofort an und lief damit stundenlang herum. Auch ein neuer Schulranzen, Stifte, Hefte und alles Zubehör machten mich sehr dankbar den Menschen gegenüber, die dies ermöglichten.
Meine Mutter weinte oft vor Freude, wenn sie mich so ausgelassen sah. Ich verstand das damals nicht. Wenn ich heute daran zurückdenke, kommen mir selbst die Tränen. Nicht, weil wir so viele Schwierigkeiten hatten, sondern aus Dankbarkeit – und auch, weil es so viele Kinder in ärmlichen Verhältnissen gibt, denen niemand hilft.
Ich wurde von lieben und hilfsbereiten Menschen unterstützt, die mir ein Vorbild waren und sind. Es bricht mir jedoch fast das Herz, wenn ich sehe, wie viele Kinder in Armut leben und niemanden haben, der ihnen beisteht.
Als ich älter war, wurde ich am Konservatorium aufgenommen und begann meine Musikausbildung. Ohne die Hilfe durch den DCF wäre dies nicht möglich gewesen. Oft dachte ich darüber nach, wie viel Gutes mir durch ihn und meine Patin zuteil wurde und ich fragte mich oft, wie ich meine Dankbarkeit dafür ausdrücken könnte…
Dann ging die Zeit als Patenkind für mich zuende. Ich wurde relativ übergangslos zum Teil der „DCF-Familie“. Auch die Kosten für mein Studium als Kanon-Spielerin werden weiterhin vom DCF beglichen.
Nun möchte ich ein wenig von dem weitergeben, was mir selbst an Gutem wiederfahren ist. Ich arbeite ehrenamtlich beim DCF, besuche Familien, schreibe Berichte, helfe anderen Mitarbeitern im Büro und beim Verteilen von Geschenken. Mittlerweile habe ich mich gut eingelebt. So kann ich ein wenig von der Liebe, die ich empfangen habe, weitergeben. Meine Familie, meine Freunde und auch meine Patin haben mir geholfen, zu dem Menschen zu werden, der ich jetzt bin.
Nicht auszudenken, was mit mir passiert wäre, hätte ich diese liebevolle Unterstützung nicht gehabt! So danke ich Gott und allen, die sich von ihm haben bewegen lassen.
Möchten auch Sie eine Patenschaft übernehmen und damit einem bedürftigen Kind in Armenien eine Zukunft geben? Weitere Informationen finden Sie hier!